Das erste Lebensjahr Ihres Boxers und was das für Sie bedeutet

Verhaltensforscher wie z.B. Konrad Lorenz oder Eberhard Trumler haben sich mit der Entwicklung unserer Hunde befasst. Trumlers wissenschaftliches Interesse galt vor allem dem Verhalten von Hunden und deren soziales Wesen; er beobachtete Wildhunde und deren Kreuzungen im Rudelverband. Die Beobachtung dieses Sozialverhaltens sah er als Basis an um das Verhalten von Haushunden (den Nachfahren von Wölfen und Wildhunden) zu verstehen. In seinem Buch „Hunde ernst genommen“ legt Trumler die unterschiedlichen Entwicklungsphasen des Welpen fest.

Auf der Erkenntnis von Eberhard Trumler über die Prägungsphase (4. – 8. Woche) basiert die Vorschrift des VDH (Verband Deutscher Hundezüchter e. V. ), dass Welpen frühestens mit 8 Wochen abgegeben werden dürfen (dies ist das Ende der Prägungsphase)

Die einzelnen Lebensphasen

Nur eine Züchterin/ein Züchter hat die grosse Freude die Entwicklung der Welpen von Geburt an mit zu erleben.

Ein Boxerwelpe wird mit verschlossenen Augenlidern und Ohren geboren. Auch sein Geruchssinn ist noch nicht wesentlich ausgebildet. Das erste was er macht nachdem ihn seine Mama fein säuberlich abgeleckt hat, ist mit aller Entschlossenheit auf dem Bauch zu seiner Mama zu kriechen und eine Zitze zu suchen. Hat er die Milchquelle gefunden, dann hört man ihn nur noch schmatzen.Lorem ipsum dolor sit amet, consectetuer adipiscing elit, sed diam nonummy nibh euismod tincidunt ut laoreet dolore magna aliquam erat volutpat.

Der neugeborene Welpe bringt nichts anderes mit auf die Welt, als einige wenige angeborene Bewegungsweisen und die Lautäusserungen. Er gibt sofort Laut, wenn ihm irgendetwas passiert oder unangenehm ist. Das ist sehr wichtig, denn ein solcher Laut bildet einen Schlüsselreiz für die Mutter – sie wendet sich sofort diesem Welpen zu. Das Geschrei des kleinen Saugwelpen ist eigentlich eine Dauerleistung, die nur durch bestimmte Dinge unterbrochen wird. Er wird sofort wieder still, wenn er Wärme und Anlehnung findet, sei es am mütterlichen Körper, oder inmitten seiner Geschwister. Er schreit wenn er von der Zitze verdrängt wird, und beruhigt sich sofort, wenn er sie wieder hat oder eine andere findet. Dabei hilft dann oft die Mama mit ihrer Nase, indem sie den Welpen zurechtschiebt.

Welpen, die noch blind sind kriechen übrigens niemals geradlinig, sondern immer im Kreis. Dieses Kreiskriechen ist eine angeborene Verhaltensweise und dient dazu den Welpen dicht am Lager zu halten.
Bei den Bemühungen des Welpen nach Wärme und Anlehnung hilft ihm auch seine eigenartige Kopfbewegung: der Kopf pendelt förmlich von einer Seit zur anderen. Dies ist auch eine angeborene Bewegungsform, mit der ihm viel geholfen ist, denn vorne auf der Schnauze sitzen die Hauptorgane zur Umweltwahrnehmung.

 

Erstaunlich ist, wie gut ein Boxerwelpe gleich nach der Geburt den verhältnismässig grossen Kopf schon hochheben kann. Auch das ist wichtig. Gelangt er an den Bauch der Mutter muss er erst die Zitzen suchen. Dazu dient ihm das „Fellbohren“, ein Hochschieben der Nase unter das Fell. So wühlt er sich durch das Bauchfell, bis er das Gesäuge findet.

Beim Saugen selbst sind noch zwei Bewegungsweisen zu finden: Das Abstemmen mit den Hinterbeinen am Boden, um einmal an der Zitze zu bleiben, zum anderen um mit dem Kopf kräftg gegen die Milchdrüsen zu stossen, was die Milchproduktion anregt. Dieser Aufgabe dient dann aber noch das auffallend alternierende Bepföteln des Gesäuges mit den Vorderpfoten, der Milchtritt.

Das was der Welpe von Geburt an kann reicht vollkommen aus um die ersten 2 Wochen seines Lebens zu überstehen. Diese vegetative Phase dient nur der Gewichtszunahme des Welpen; er verdreifacht jetzt sein Geburtsgewicht. Daher besteht sein ganzer Daseinsinhalt aus Trinken und Schlafen.

Naja, und aus „pupsen“ und „pieschern“: Die festen und flüssigen Ausscheidungen der kleinen Boxerwelpen sind allein eine Angelegenheit der Boxermama. In den ersten 24 Stunden nach der Geburt erzeugt sie eine abführend wirkende Milch (die sog. Kolostralmilch), durch die das „Darmpech“ (Verdauungsrückstände aus der vorgeburtlichen Zeit) ausgeschieden wird. Das Darmpech und alle weiteren späteren Fäkalien werden von der Mutterhündin aufgeleckt. Obwohl Saugwelpen eine sehr kräftige und bewegliche Zunge haben, säubern sie sich noch nicht selbst das Maul von Milchrückständen. Auch das muss die Boxermama tun. Eine gute Mutterhündin widmet sich hingebungsvoll der Pflege ihres Wurfes.

Die Züchterin/der Züchter sorgt für eine saubere Wurfkiste und bekuschelt logischerweise den Nachwuchs, wiegt die kleinen Welpen und hat natürlich alles rund um die Wurfkiste ständig im Auge. So entsteht der erste sanfte und enge menschliche Kontakt zu den Welpen, der ausschlaggebend für die weitere Entwicklung ist.

In der Regel öffnen sich um den 13. Lebenstag die Lidspalten und die äusseren Gehörgänge, doch ändert sich für den Welpen erst einmal noch nichts. Die Sehfähgkeit der Augen entwickelt sich erst um den 17. oder 18. Lebenstag, ist auch da noch recht unvollkommen und übt sich in den Folgetagen erst richtig ein. Mit dem Gehör verhält es sich gleich und so langsam kommt auch der Geruchsinn hinzu. Züchter berichten, dass sie um den 18. Lebenstag herum beobachten, wie die kleinen Boxerwelpen nun alles mit der Nase zu untersuchen beginnen, vor allem ihre Geschwister mit denen so erste Kontakte aufgenommen werden. Es folgt ein gegenseitiges Belecken und oft wird auch versucht Nase, Pfoten und Ohren der Geschwister ins Maul zu nehmen.

Die Bezeichnung „Übergangsphase“ macht sehr schön den schnellen Übergang vom völlig selbstbezogenen Saug- und Schlafstadium zum aktiven Entdecken der engeren Umwelt und zur erstern Kontaktaufnahme mit den Geschwistern deutlich.

Soziale Verhaltensweisen sind in diesem Stadium noch nicht vorhanden. Nur der Ausdruck freudiger Erregung in Form eines völlig unkontrollierten Wedelns mit dem Schwänzchen wird der Boxermama dargebracht, wenn sie nach kurzer Abwesenheit ins Lager zurückkommt. Dann heben sich auch die Köpfe der Mutter entgegen.

Bis einschliesslich des 20.Tages sind die Welpen immer noch an das Lager gebunden und fühlen sich dort so richtig sicher und geborgen, sodass sie keinerlei Angstreaktionen kennen. Sie verlassen erst diese heile Welt um den 21.Tag, denn dann erwacht plötzlich der Trieb in Ihnen ihrer Mutter zu folgen und sie verlassen erstmals das Lager.

Anton v. Gruga-Park, 4 Wochen alt

Der Tatendrang der Boxerwelpen nimmt durch die ihnen jetzt gegebenen Bewegungsmöglichkeiten ständig zu. In der 4. Woche möchte die Boxermama wieder mit ihren Rudelmitgliedern zu tun haben und nimmt sich so kleine Auszeiten und die Welpen sind nicht mehr nur an ihre Wurfkiste gebunden.

Die kleinen Boxer werden immer lebendiger, sie fangen an sich besser zu bewegen, die Koordination aller vier Pfoten klappt und die Neugier treibt sie aus ihrem Nest. Sie lernen jetzt ausser Muttermilch auch andere Nahrung kennen

Zwischen der 5. und 6. Woche geht es rund im Welpenauslauf. Die kleinen Racker möchten was erleben und jaulen und winseln um die Wette. Damit ihre Welt nun etwas grösser wird dürfen sie auch in den Garten und in andere Teile des Hauses. Mit jedem Tag werden sie selbstsicherer.

Für unseren Haushund ist in diesem Entwicklungsabschnitt die Prägung auf den Menschen von grösster Wichtigkeit. Ein Welpe der in dieser Zeit ausreichenden menschlichen Kontakt erhält, wird sich zu einem freundlichen, offenen und anpassungsfähigen Hund entwickeln. Hierbei wird es wieder deutlich welch grosse Aufgabe eine Züchterin/ein Züchter hat. Er muss in dieser Phase den Kontakt zu vielen verschiedenen Menschen, Erwachsenen wie Kindern, ermöglichen, damit der kleine Boxerwelpe sie hören und sehen und vor allem riechen kann. Durch die enge menschliche Bindung zur Züchterin/Züchter lernt der Welpe in dieser Zeit auf behutsame Weise die verschiedenen Geräusche des täglichen Lebens kennen.

Anton v. Gruga-Park, 8 Wochen alt

Die Sinnesleistungen der Boxerwelpen sind nun voll entwickelt und ermöglichen auch allmählich ein genaueres Orten von Wahrnehmungen über Nase, Ohren und Augen. So werden nun mit angespannter Körperhaltung Bewegungsvorgänge in der Umgebung aufmerksam verfolgt. Die Befähigung zur Fortbewegung reift in diesen Wochen rasch und entwickelt sich vor allem im Spiel zu grösster Schnelligkeit, Wendigkeit und Sicherheit, wobei der Boxer am Ende der 7. Woche freilich aufgrund seiner Grösse weitaus tollpatschiger und drolliger ist als gleich alte Welpen kleiner Rassen.

Die kleinen Boxer, deren Gebiss sich nun schnell entwickelt, saugen bis zum Ende dieser Phase natürlich immer noch bei der Mutter. Anfänglich liegt man noch im Lager zum Saugen, aber je mehr die Welpen sich ausserhalb des Lagers herumtreiben, um so häufiger wird nun auch im Freien getrunken. Bald sitzt oder steht die Hündin selbst dabei, aber immer häufiger flüchtet sie auch vor den unersättlichen Plagegeistern, deren nadelspitze Zähnchen allmählich zur Qual werden. Wenn es der Hündin dann doch zu viel wird, so vertreibt sie ihre Welpen auch mal knurrend.

In dieser Zeit wechselt der kleine Boxerwelpe üblicherweise zu seiner neuen Familie.

Ab der 9. Woche sind die Racker hemmungslos überall in Garten und Haus „on tour“ und haben nur Unsinn im Kopf. Die erwachsenen Rudelmitglieder, wie z.B. Tanten und Halbgeschwister beaufsichtigen sie dabei. Während die Boxerwelpen bis dahin alles mit den Grossen machen durften, werden nun Grenzen gesetzt wenn es zu bunt wird. Dabei kann man beobachten wie die älteren Tiere die Jungen packen und auf den Boden drücken, oder einem allzu frechen Welpen auch schon mal mit dem Biss an die Kehle drohen. Dies hört sich brutal an, gehört aber zur Unterwerfung absolut dazu.

Es gibt in einem Rudel immer wieder Welpen (Rüden und auch Hündinnen) die ziemlich aufmüpfig sind, sich heftig wehren oder gar angreifen. Dies ist für die Grossen inakzeptabel, sie geben erst Ruhe wenn der Kleine mit gesenktem Schwanz Land gewinnt, wobei er zeigt, dass er die Lektion der Unterordnung verstanden hat. Kaum ist er ein wenig entfernt, schüttelt sich der kleine Welpe, freudig geht das Schwänzchen wieder nach oben und vergessen ist die Sache. Dieses Sozialverhalten wird erlernt und ist kein angeborenes Verhalten. Die Welpen wenden die neu erworbenen Kenntnisse bei ihren Geschwistern an, es gibt richtige Kämpfe um die Rangordnung, wobei Gewinner und Verlierer sich ständig abwechseln….. es ist noch nicht die Zeit die Plätze im Rudel festzulegen.

Wenn man bedenkt was für eine umfangreiche Arbeit der Züchter in dieser Phase mit dem Wurf hat, ist es verständlich wenn die ersten Welpen bereits nach 8 Wochen an den neuen Besitzer abgegeben werden.
Wenn Sie können, lassen Sie ihren Welpen bis einschliesslich der 9 Woche noch bei der Züchterin/beim Züchter. Das Leben im Boxerrudel prägt ihn positiv, lehrt ihn schon mal in Anfängen wie eine gewisse Rudelhierarchie funktioniert und, mal ehrlich, diese Zeit kriegt er nie wieder zurück!

Jetzt kommen Sie ins Spiel

Für einen erfahrenen Hundeführer ist die Übernahme eines Welpen in der Sozialisierungsphase von grossem Nutzen. Ein unerfahrener Hundehalter dagegen kann in dieser Zeit die schlimmsten Fehler machen und den Boxer für sein Leben verderben.

Wie Sie ja bereits gelesen haben, hat der kleine Welpe glücklich und zufrieden im Boxerrudel gelebt und die erste Bekanntschaft mit Strafe und Unterordnung durch seine „Erziehungsberechtigten“ gemacht.
Es ist äusserst sinnvoll, wenn Sie ihren Junghund weiterhin regelmässig zu Spielstunden mit Gleichaltrigen zusammenführen. Hervorragend geeignet sind die zahlreichen Boxerplätze vom Münchener Boxerklub, da er dort nicht nur Spielkameraden gleichen Alters findet, sondern welche die auch noch seiner Art entsprechen. Natürlich eignet sich aber auch die Welpenspielgruppe eines anderen Hundesportvereins in Ihrer Umgebung, Hauptsache Sie gehen hin!

In diesen Spielstunden erlernt und vertieft ihr Boxerwelpe sein Sozialverhalten im Umgang mit seinesgleichen. Sie als Besitzer sollten den kleinen Kerl stets im Auge behalten, jedoch nicht zu übervorsichtig reagieren und ihn zu sehr beschützen zu wollen. In solchen Welpengruppen geht es manchmal schon etwas ruppig zu, aber Ihr Boxer wird sich sicher voll integrieren und die Zeit geniessen. Das Erfahren von gewinnen, verlieren und sich unterordnen als Welpe ist absolut unerlässlich für den späteren korrekten Umgang erwachsener Hunde untereinander.

Wichtig ist ausserdem, dass Sie sooft wie möglich mit dem kleinen Boxer spielen. Je lustvoller das Spiel mit dem Menschen ist und je mehr erstes Lernen als Spiel empfunden wird, desto grösser wird die künftige Lernfreudigkeit des Hundes. Sie wird in dieser Phase für alle Zeiten festgelegt. Spielen mit dem Hund heisst zielgerecht spielen: Sie bestimmen wann gespielt wird, wie gespielt wird und Sie beenden auch stets das Spiel, das logischerweise immer auf das Alter und die Lernbereitschaft Ihres Boxers ausgerichtet ist.

Für Ihren kleinen Boxer ist jedes Spiel mit Ihnen als seinen grossen Beschüzer ein erfreuliches, lustvolles Erlebnis. Er kann davon einfach nicht genug bekommen und möchte solange weiter machen bis er müde ist. Nun ist es im allgemeinen so, dass Sie schneller müde werden als Ihr toller Hund. Da in diesem Alter der Spielabbruch als disziplinierende Massnahme vom Welpen durchaus begriffen wird, können Sie sich das leicht zunutze machen, indem Sie das Spiel dann abbrechen, wenn er dabei etwas tut, was er nicht tun sollte. So eine passenden Gelegenheit ergibt sich meist leicht; z.B. jagt er der Katze hinterher oder fängt an Blumenzwiebeln auszubuddeln.

 
Der Welpe muß das Zusammenspiel mit dem Menschen als eine für beide Seiten erfreuliche Wechselbeziehung kennenlernen. Freundliche Reaktionen des Menschen, wie Loben oder Streicheln auf erwünschte Verhaltensweisen, prägen sich dem Welpen ebenso ein wie disziplinierende Strafen (Ändern der Tonart, deutliches NEIN, Abbruch des Spiels, Aprubtes Wegdrehen und Ignorieren des Welpen) bei Übertretung von Tabus. In der Regel sind hier einige Wiederholungen notwendig, da der Welpe, wie schon angedeutet, auch die Konsequenz seines menschlichen Erziehers erprobt.
 

Spencer 10 Wochen alt

Während dieser ersten Wochen, die der kleine Boxer bei Ihnen ist, wird er sich an Sie binden. Nutzen Sie dies, schmusen Sie mit ihm (Boxer sind grosse Knutscher), spielen Sie mit ihm, gehen Sie mit ihm spazieren, zeigen Sie ihm, dass Sie jeder Situation gewachsen sind und er bei Ihnen stets Schutz finden kann. Ihr Boxer ist in dieser Phase aufnahmefähig und lernwillig wie verrückt. Auch die Stubenreinheit kann angegangen werden.

 

Die Fähigkeit des Junghundes in der Sozialisierungsphase bereits Verbote zu akzeptieren, können Sie natürlich auch als Hundebesitzer nutzen. Sie sollten in dieser Zeit Tabus setzen um dem Welpen deutlich klar zu machen, was er darf und was nicht. Wenn der kleine Boxer sich über ein Verbot hinwegsetzt, müssen Sie konsequent aber stets in einem vom Welpen verkraftbaren Rahmen reagieren.

Meistens reicht ein lautes Wort wie „NEIN“ als Disziplinierungsmassnahme aus, das aber nur dann vom Welpen verstanden wird, wenn er beim Ungehorsam auf frischer Tat ertappt wurde.

Niemals, und ich meine wirklich NIEMALS sollten Sie Ihren Welpen im Nackenfell packen und schütteln, oder sogar schlagen!!! Gleiches gilt für lautes Schimpfen und Anschreien des kleinen Boxers oder seine Nase in die Pfütze stecken, wenn ihm ein Malheur in der Wohnung passiert ist. Das alles gehört der Vergangenheit an. Zum Glück.

Lesen Sie bitte in Ruhe weiter und verinnerlichen Sie das was ich schreibe, dann schaffen Sie es Ihren Hund ohne harte Strafen, sondern mit Spiel und Spass und nur über Ihre Stimme zu einem treuen und guterzogenen Begleiter auszubilden.

Die Ausbildung des Junghundes kann aus dem vergnügten Welpenspiel heraus entwickelt werden und damit bleibt für den Junghund alles Lernen lustbetont. Wenn der Wunsch des Menschen nach besonderen Leistungen für den Hund stets mit einem freudigen Erleben verbunden ist, wird für ihn Lernen auch später, wenn er längst erwachsen geworden ist, ein Vergnügen sein. Nur unter diesen Voraussetzungen erfüllt der Mensch seine Rolle als „Rudelführer“ und nur so kann er ein sinnvolles und beständiges „Mensch-Hund-Rudel“ aufbauen.

Die so oft gelesene und diskutierte „Wesensschwäche“ so vieler Hunde beruht häufig genug auf Erziehungsfehlern in der Sozialisierungsphase, in der zumeist zu wenig mit dem Welpen gespielt, dafür aber um so mehr dressiert wird. Die in dieser Zeit durch falsche Behandlung erworbenen Unsicherheiten sind kaum mehr rückgängig zu machen und der Hund bleibt Zeit seines Lebens ein Problemhund. Das Schicksal eines in der Jugend falsch behandelten Hundes liegt auf der Hand. Wir alle kennen die Geschichten wenn ein Hundebesitzer erzählt, er sei nicht mehr „Herr seines Hundes“, oder „der Hund macht was er will“, oder er reagiert sogar aggressiv auf Familienmitglieder. Spätestens dann, wenn Hundebesitzer Ihre Unfähigkeit tarnen können mit dem Satz: „Ich muss meine Kinder vor dem Hund schützen“ hat ja auch noch jeder Verständnis dafür wenn der Hund ins Heim kommt……

In diese Zeit fallen die schlimmsten und aggressivsten Auseinandersetzungen zwischen den Junghunden eines Wurfes. Diese Streitigkeiten zwischen den Geschwistern treten aber nicht besonders in Erscheinung, da normalerweise bereits alle Welpen den Züchter verlassen haben. Sie als Hundebesitzer übernehmen nun als Futtermeister und Erzieher Elternfunktion, und haben in dieser Zeit noch keine Rangordnungsstreitereien zu erwarten. Sollte bereits ein älterer Hund in Ihrem Haushalt leben, so wird ihr Welpe diesen zunächst ganz freiwillig als ranghöher ansehen und sich ihm gegenüber dementsprechend ordentlich verhalten.

Foto: Spencer v. Gruga-Park

Tatsache ist, daß das Zusammenleben der Junghunde mit ihren Eltern im Wolfrudel/Hunderudel überaus harmonisch verläuft. Es gibt in der Hundefamilie kein »Generationenproblem«, und kein Junghund steigt gegen die Hundegesellschaft auf die Barrikaden. Das Vorhandensein einer anerkennenswerten Autorität gibt ihm die Sicherheit seiner Existenz und damit die Möglichkeit zur freien Anpassung an die bewährte Sozialordnung.

Wollen auch wir uns in dieser Zeit „artgemäß“ verhalten, dann brauchen wir nur nachzuahmen, was der Vaterrüde macht. Er baut jetzt alle Spiele mit den Welpen aus, insbesondere die Jagd- und Beutespiele, und er „schult“ sie dabei bald soweit ein, daß sie allmählich das Rüstzeug als brauchbare Jagdgehilfen durchgeübt beherrschen. Auch wir können jetzt schon mehr vom Junghund fordern, wenn wir durch vorwiegend stimmliche Belohnung die von uns gewünschten Verhaltensweisen aus dem Spiel herausarbeiten. Wir sollten es uns dabei zur Regel machen, sogleich mit einem anderen Spiel fortzusetzen, wenn der Hund das von uns Gewünschte richtig gemacht hat. Würden wir in diesem Fall die Übung wiederholen, dann würden wir den Hund verunsichern, er müßte glauben, daß es noch nicht richtig war.
E.Trumler, Hunde ernst genommen

Auch während der Rangordnungsphase besteht also bei den Junghunden höchste Lernbereitschaft. Wie in der Sozialisierungsphase bringen wir unserem Welpen spielerisch Gehorsamsübungen und Unterordnungsübungen wie „Sitz“, „Platz“ „bei Fuss“ bei. Das darf aber nie langweilig werden und auch gar nicht Formen annehmen, dass er diese Übungen fürchtet. (E. Trumler, Hunde ernst genommen).

Wir lehren unseren Hund u.a. den Tagesrhythmus, Gewöhnung an den Schlafplatz….und das immer spielerisch! Der Kontakt zu anderen Junghunden sollte auch während dieser Phase gewährleistet werden.

Auch gilt es in dieser Phase die Disziplinierngsmassnahmen weiterhin bei Regelverstössen anzuwenden; Hunde im Rudel ahnden Regelverstösse ja schliesslich auch konsequent. Wenn der kleine Boxer sich über ein Verbot hinwegsetzt, müssen Sie konsequent aber stets in einer seines Alters gerechten Art und Weise reagieren.
Im Rudel gehören dazu: strafender Blickkontakt, Knurren, und auch drohendes Schnappen nach dem Junghund. Wir können das unheimlich gut mit unserer Stimme nachmachen.

Laut Trumler erkennt der Welpe in diesem Lebensabschnitt keineswegs mehr allein die rohe Gewalt an, sondern sieht die Überlegenheit desjenigen, dem er sich unterordnen soll, auf weit höherer Ebene. Er will die Autorität anerkennen können, denn sie allein gibt ihm die Gewähr, dass Können und Erfahrung des Rudelführers sein Überleben absichern. Das ist nicht von Beginn dieses Lebensabschnittes da, sondern reift in dieser Zeit allmählich heran.

Quelle: Eberhard Trumler, Hunde ernst genommen

Diese Zeit sollten Sie nicht verschlafen, denn sie bestimmt den Platz den der Boxer in Ihrem Familienrudel einnehmen wird.

Im Wolfsrudel sind in dieser Phase alle Voraussetzungen gegeben, um die soziale Partnerschaft mit den Eltern zu einer straffen Rudelorganisation auszubauen, in der die Junghunde bereits vollwertige Jagdpartner werden. In der Rudelordnungsphase wird von jedem der Jungwölfe die Erfahrung gemacht, dass die Zusammenarbeit unter Führung eines erfahrenen Leittieres den jagdlichen Erfolg sichert. Diese Erfahrung ist also ausgesprochen positiv und wird dazu beitragen, dass auch künftig Gruppenbildung angestrebt wird.

Spencer 6 Monate 

Trumler nimmt an, dass in dieser Zeit zwischen dem 5. und 6. Monat abermals wichtige, teils angeborene , teils erlernte Verhaltensmuster ausgeprägt werden, und wir sollten im Umgang mit unserem eigenen Junghund die Zeit nicht ungenutzt lassen. Unsere Junghunde sind in dieser Phase besonders unterordnungsbereit. Es macht dem Hund Freude und gibt ihm Sicherheit Mitglied einer Gemeinschaft zu sein und von ihr anerkannt zu werden. Jede Beschäftigung mit dem Boxer, die dieses Gefühl unterstützt, stärkt das Selbstbewusstsein und fördert seine charakterliche Entwicklung.

Laut Trumler müssen wir uns zunächst zwei wichtige Fakten vor Augen halten: Erstens bleiben wir Elternkumpan, denn wir bringen dem Junghund weiterhin das Futter und gehen nicht mit ihm auf die Jagd – sofern wir eben nicht einen Jagdhund ausbilden(und das tun wir ja mit unserem Boxer nicht). Zweitens bleiben wir mit unserem Hund gewissermaßen in der Rudelordnungsphase stecken, denn er bleibt ja zeitlebens mit uns zusammen, sogar dann, wenn er im Freileben, als Wolf, längst ein eigenes Rudel anführen würde. Wir verschieben also ab da die naturgegebenen Verhältnisse recht einschneidend.
Wir müssen daher die Zusammenarbeit, wie sie in der Rudelordnungsphase freilebender Hundeartiger erfahren wird, auf andere Möglichkeiten umleiten. Gemeinsame Jagd erfordert eine gewisse Disziplin. Wir bieten diszipliniertes Spiel – neben dem völlig gelösten, das wir zuvor als gruppenbindend bezeichnet haben – und in ihm erste Vorstufen zu jener Ausbildung, die dem künftigen Verwendungszweck dient. Aber auch dann, wenn wir keinen Diensthund oder Jagdhund ausbilden, ist es sehr anzuraten, dem Hund etwas beizubringen, und wenn es nur kleine, fröhliche Kunststückchen sind. Gerade jetzt braucht er uns ja als Rudelführer, von dem er als gut vorbereiteter Schüler die Besonderheiten gemeinsamer Aktionen bis zur Vollkommenheit übt.

Wenn Sie ihren Boxer über die Grunderziehung hinaus ausbilden möchten um später mit ihm Prüfungen ablegen zu können, so sollten Sie die natürliche Veranlagung, die in der Rudelordnungsphase gegeben ist, für die erste gemeinsame Arbeit nutzen. Der junge Hund hat jetzt z.B. sehr viel Freude an einer Fährtenarbeit mit seinem Hundeführer; spielerisch und lustvoll!!!! Wichtig ist, dass der Boxer bereits von Anfang an sein wichtigstes Organ, die Nase, einsetzt um zu lernen, dass er mit ihrer Hilfe zu einem lohnenden Ziel findet, z.B. Futter oder seinem Lieblingsspielzeug.

Auch wenn Sie nicht vorhaben mit ihrem Boxer auf einen Hundeplatz zu gehen, sondern Ihr Ansinnen ist einen super Kumpel und verlässlichen fröhlichen Familienhund aus Ihrem Boxer zu machen, so sollten Sie ihm dennoch etwas beibringen, und wenn es eben laut Trumler nur kleine Kunststückchen sind. Wie wär es dabei mit „High Five“, oder einfach nur Pfötchen geben? Beschäftigen Sie Ihren Freund und beobachten Sie, was er von sich aus anbietet. Spencer z.B. sucht sich wahnsinnig gerne riesige Äste und Stöcke im Wald und schleppt diese mit sich rum. Oft nehme ich auch einen Ball mit auf unsere Spaziergänge, den er dann eifrig durch die Gegend trägt und nie irgendwo unterwegs liegen lässt.

Unser Boxer befindet sich definitiv noch in einem ausgeprägten Lernstadium, und wenn Sie das nicht nutzen, und ihn einfach nur nebenher laufen lassen, dann wird die psychische Struktur Ihres Lieblings verkümmern. Mit kleinen Aufgaben und Übungen, auch solchen die zur Unterordnung gehören, festigen Sie als Rudelführer ihre Position, wobei Sie mehr durch Selbstsicherheit als durch Gewalt Ihre Stellung unterstreichen sollten.

Nochmmal:   Sie sind der Rudelführer

„Der Junghund erwartet in der Rudelordungsphase ein „Leitbild“ des erfahrenen ,psychisch überlegenen Anführers. Es ist also auch eine kritische Phase, die sehr leicht zu künftigen Erziehungsschwierigkeiten führen kann, wenn diese Vorrangstellung als umsichtiger und überlegener Rudelführer vom sehr scharf beobachtenden Hund nicht anerkannt werden kann. Er ist jetzt sehr geneigt die eigene Ranghöhe zu verbessern, wenn das Leitbild versagt. Das beginnt damit, dass er sich weniger um die Wünsche seines Rudelführers kümmert, bereits gelernte Kommandos geflissentlich überhört und uns so herausfordert. Wir werden dann gern böse und machen alles noch verkehrter. Das steigert sich bis zu dem Tag an dem uns der inzwischen erwachsene Hund direkt droht, oder uns ganz raffiniert überrundet, indem er sich zu einem Haustyrannen entwickelt. Wenn der Herr als Rudelführer versagt, muss es der Hund werden, denn eine Familie ohne Anführer darf es -zumindest in den Augen eines Hundes- nicht geben!“
E.Trumler, Hunde ernst genommen

In der Pubertätsphase werden Sie sich, als verantwortungs- und liebevoller Boxerfreund, so manches Mal fragen, ob Sie bei der Erziehung wirklich alles richtig gemacht haben. Ihr Freund ist launenhaft und unausgeglichen und seine eifrig in den Vormonaten gezeigte Unterordnungsbereitschaft scheint auf magische Weise verloren gegangen zu sein. Aber immer mit der Ruhe. Wir waren doch alle mal in der Pubertät.

Trotz allem Verständnis für Ihren „Halodri“ sollten Sie als Rudelführer darauf gefasst sein, dass ein sehr selbstbewusster Boxer eventuell keinen Machtkampf scheut Sie vom Thron zu schubsen. Ihr Hund ist kein Junghund mehr und strebt nun als angehender Erwachsener in seinem Rudel (Familie) einen möglichst hohen Platz an!

Je konsequenter und deutlicher Sie in den Vormonaten Ihre Stellung als Rudelführer ausgebaut und „gelebt haben“, desto weniger Einsatz müssen Sie Ihrem Boxer gegenüber zeigen um ihn daran zu erinnern wo sein Platz im Rudel ist, wenn er versucht selbiges zu übernehmen.

Aber egal wie, Sie müssen diese eventuell auftauchenden Machtansprüche des selbstbewussten Junghundes sofort und konsequent im Keim ersticken. Sie müssen ein für alle Mal die Machtverhältnisse im Rudel regeln und Ihre Überlegenheit als Rudelführer klarstellen. Sonst haben Sie verloren. Ihr Boxer wird sich Ihrer Führung und Autorität unterordnen, seinen Platz im Rudel gerne einnehmen und so zu einem sicheren Mitglied in seinem Rudel werden.