VDH – Verein für das Deutsche Hundewesen e.V.

Über 250 verschiedene Hunderassen werden in den Zuchtvereinen des VDH betreut und unter strengsten Kontrollen gezüchtet. Der VDH und seine Mitgliedsvereine haben sich im internationalen Vergleich von Beginn an für ein äußerst strenges Zuchtreglement entschieden. Die entsprechenden Richtlinien legen höchsten Stellenwert auf die Gesundheit und den Tierschutz.
Der VDH repräsentiert Deutschland im Weltverband der Kynologie, der Fédération Cynologique Internationale (FCI). Sie umfasst zur Zeit 91 Mitglieds- und Partnerländer (nur ein Verband pro Land), welche ihrerseits eigene Ahnentafeln ausstellen und die Richter ausbilden.
Zur Zeit sind von der FCI 343 verschiedene Hunderassen anerkannt. Für jede Rasse gibt es einen sogenannten Standard, in dem der Idealtyp hinsichtlich Erscheinungsbild und Verhalten beschrieben ist. Die Rassestandards werden von den FCI-Mitgliedsverbänden betreut, in denen die Rasse ihren Ursprung hat.

Der verantwortungsvolle Züchter

Meine website “ Der Deutsche Boxer“ ist nicht nur ein umfassendes Informationsportal für Boxerfreunde. Ich möchte hier auch eine Lanze brechen für die Leistung und Arbeit eines Züchters. Wenn ich von „Züchter“ spreche meine ich stets den verantwortungsvollen und seriösen Züchter, versteht sich. Da ich durch meinen letzten Boxer Giacomo v. Gruga Park und meinen jetzigen Boxer Spencer v. Gruga Park eine langjährige Freundschaft zu der Züchterin Angelika Pries (www.vomgrugapark.de) aufgebaut habe, bin ich in der Lage über das Thema Zucht und Züchter aus einem Blickwinkel zu berichten, der ganz nah am Hund selbst ist.

Ich muss an dieser Stelle auch unbedingt den Menschen vorgreifen, die sich für einen Boxer entschieden haben, und dann aufgrund des Kaufpreises, den der seriöse Züchter anzetzt, anfangen im Internet zu wühlen, dort Boxerwelpen für den halben Preis finden (oh mann bin ich clever) und meinen gerade dort ein Schnäppchen zu machen……Hauptsache ein Boxer.
Man bestellt keine Welpen im Internet, man kauft sie auch nicht aus einem Kofferraum heraus oder auf einem Flohmarkt.

Anastasia v. Gruga-Park

Aus Liebe zur Rasse

Ein verantwortungsvoller Züchter ist für seine Zuchthündinnen und Welpen da und kümmert sich darum, die kleinen Kerle liebevoll und zur richtigen Zeit an den Menschen und gleichzeitig an die belebte und unbelebte Umwelt zu gewöhnen.
Es wird gestaubsaugt, es klirrt Geschirr, es wird gekocht, fernseh gesehen, es klingelt an der Haustür….. und die Boxerwelpen nehmen aktiv am Familienleben teil.
Der Züchter hat Ahnung von dem was er tut. Er züchtet mit viel Liebe und Sachverstand und achtet genau darauf, an wen er die Welpen verkauft.
Dieses Bild hat eigentlich jeder vor Augen.

Aber haben Sie schon mal darüber nachgedacht?

Ein verantwortungsvoller Züchter hat stets das Ziel seine eigene Zuchtlinie zu verbessern, oder auf dem hervorragenden Niveau zu halten, das er durch jahrzentelange Zucht bereits erreicht hat. Dazu wählt er überdurchschnittlich rassetypische, hervorragend sozialisierte und aussichtsreiche Hündinnen, nicht unbedingt immer aus der eigenen Zucht. Oft wird nach einer sehr zeitaufwendigen und intensiven Recherche im Internet ein Wurf gefunden, der vielversprechend ist, aber im Ausland liegt. Dann fährt der verantwortungsvolle Züchter mal eben 1500 km oder mehr um sich diesen Schatz zu sichern, von dem er nicht einmal weiss, ob er sich auch als solches entpuppt. Viele Hürden sind noch zu nehmen, bis diese Hündin Ihre Zuchttauglichkeit vom VDH bescheinigt bekommt.

Ein verantwortungsvoller Züchter verbringt auch Stunden um Stunden, oft wochenlang, mit der Suche nach der besten Verpaarung für seine Hündin. Dabei gilt es eine strategische Paarung nach den Richtlinien der Zuchtwertschätzung zu finden.
Der Zuchtwert ist ein Zahlenwert zur Anwendung in der Zucht. Er beschreibt für jedes einzelne Tier, welche Wirkung seine Gene auf ein definiertes Merkmal in der Nachzucht haben, wenn sie mit den Genen der restlichen Population kombiniert werden und bei der Aufzucht normale, durchschnittliche Umweltbedingungen vorliegen. (Quelle Boxer Blätter 9, BOXER-KLUB München E.V.)
Auch der dann letzendlich ausgesuchte und vom VDH abgenickte Deckrüde, wohnt meistens nicht gleich nebenan.
Der verantwortungsvolle Züchter fährt, nachdem er auf die nächste Hitze seiner Hündin wartetet, auch wieder bis zu 1000 km zum bestgeeignetesten Deckrüden. Er hofft, dass die Hündin den Rüden mag und aufnahmebereit ist, denn das Zeitfenster bei einer läufigen Hündin für diese Aufnahme beträgt nur 3 Tage. Danach gibt es 2 Möglichkeiten: der Züchter hat Glück und seine Hündin hat tatsächlich aufgenommen. Oder eben nicht. Das Geld für den Deckakt bekommt der Züchter nicht wieder.

 

Dann kommen 63 lange Tage. Der verantwortungsvolle Züchter kümmert sich um seine trächtige Hündin, sorgt dafür dass es ihr an nichts fehlt und die Spannung wächst. Spätestens ab dem 60.Tag schläft der verantwortungsvolle Züchter, unruhig oder gar direkt neben der Wurfkiste! Wenn alles gut geht bekommt die Boxerhündin gesunde, muntere Welpen. Das ist der Idealfall. Die Boxermama ist glücklich und der Züchter freut sich.
Es gibt aber auch Fälle, wo Tag für Tag ein kleiner Boxerwelpe stirbt, bis keiner mehr übrigbleibt. Das ist der „worse case“. Die Boxermama ist verzweifelt und der Züchter leidet mit Ihr. Die Hündin ist über viele Tage nicht ansprechbar, unruhig und regelrecht verhaltensgestört.
Auch dieses Bild muss man vor Augen haben. Freud und Leid liegen bei der Zucht dicht beieinander.

Das VDH – Siegel

Bis Sie einen Welpen bei einem VDH-Züchter mit dem entsprechenden Qualitätssiegel erhalten, muss der Züchter mit seinem Hund verschiedene Prüfungs- und Kontrollebenen durchlaufen:

1. Ausbildung
Am Anfang steht die Qualifikation. Die angehenden Züchter müssen sich zunächst fortbilden und das Basiswissen für die Zucht von Hunden erlangen.
2. Abnahme der Zuchtstätte
Ein ausgebildeter Zuchtwart des Rassehundezuchtvereins kontrolliert die Zuchtstätte des Züchters. Diese muss die strengen Vorgaben der Zuchtordnung und des Tierschutzgesetzes erfüllen.
3. Zuchtzulassung
Bei der Zuchtzulassung prüfen Experten, ob die Hunde für die Zucht geeignet sind. Dazu werden Erscheinungsbild und das Verhalten des Hundes bewertet und es müssen entsprechende Gesundheitszeugnisse von Tierärzten vorgelegt werden.
4. Zuchtlenkung
Die Zuchtvereine haben Zugriff auf die Gesundheitsdaten der Hunde und prüfen, ob die Verpaarung von Rüde und Hündin zulässig ist oder die Gefahr von Erbkrankheiten besteht.
5. Wurfabnahnme
Bei der Wurfabnahme prüft der Zuchtwart den Zustand der Mutterhündin und der Welpen. Dies wird in einem Protokoll dokumentiert und dem Zuchtverein vorgelegt.
6. Tierärztliche Versorgung
Durchgecheckt und gekennzeichnet: Die Welpen werden geimpft, entwurmt und eindeutig mittels Mikrochip gekennzeichnet.
7. Besuch beim Züchter
Bevor ein Züchter seinen Welpen verkauft, wird er die Welpenkäufer vorher ausgiebig nach ihren Lebensverhältnissen und den Haltungsbedingungen für den Welpen befragt haben. Ein guter Züchter interessiert sich dafür, an wen er einen Hund verkauft.
8. Ein neues Familienmitglied
Ein neues Familienmitglied: Mit dem Welpen beginnt ein neuer spannender Lebensabschnitt. Der VDH-Ahnennachweis gewährleistet die Durchführung strenger Wurf- und Zuchtkontrollen.

Quelle: Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) e.V.

In der Tierzucht, anders als bei der technischen Warenproduktion, haben Züchter eine geteilte Verantwortung: Verantwortung für das Leben, das durch ihre Initiative geschaffen wurde und Verantwortung gegenüber dem Käufer, der mit dem Kauf eines „Markenartikels“ eine berechtigte Erwartung verbindet. Rassehunde sind, anders als Mischlinge aus Tierheimen, definierte Markenartikel, die durch ihre unverwechselbaren rassetypischen Eigenschaften gekennzeichnet sind. Ihr Name steht für das Produkt. An Markenartikel werden besondere Erwartungen geknüpft und Qualitätsanforderungen gestellt.
Die Bereiche, an die Erwartungen geknüpft werden sind: Exterieur – Gesundheit und Langlebigkeit – Talent.
Quelle: BOXER BLÄTTER 9, BOXER-KLUB MÜNCHEN E.V.

Aufwändige Zucht, so wie sie der verantwortungsvolle Züchter betreibt, ist kostenaufwändig und zeitintensiv. Das spiegelt sich konsequenterweise im Preis des Boxerwelpen wider.
Wenn jemand jedoch meint, man könnte sich durch die Zucht von Rassehunden eine goldene Nase verdienen, der irrt.