Bei der HD (Hüftgelenksdysplasie) sind in den letzten 15 Jahren durch den Einsatz einer vom Boxer-Klub München bis dato neu angewandten Zuchtstrategie erhebliche Erfolge erzielt worden. Hierbei geht es um die Zuchtwertschätzung und strategische Paarung; das bedeutet, dass man durch gezielte Auswahl der Paarungspartner möglichst gut paart. Möglichst gut bedeutet, dass man Defizite bzw. Risiken durch nachgewiesen gute Vererbung des Partners ausgleichen kann. Damit hat die HD beim Boxer in Deutschland zum Glück ihren grössten Schrecken verloren.

Definition HD

Die Hüftgelenksdysplasie (HD) ist eine Skeletterkrankung, die mit einer Deformation des Hüftgelenks einhergeht. Dabei kommt es zu einer Veränderung des Oberschenkelkopfs, der Hüftgelenkpfanne oder von beiden Knochenteilen, die nicht ordnungsgemäß ineinander passen.

HD Schweregrade

Üblicherweise wird zwischen fünf verschiedenen Schweregraden der HD unterschieden.

HD-A = frei
HD-B = Grenzfall
HD-C = leicht
HD-D = mittel
HD-E = schwer

Bisweilen werden die Grade A-D noch in A1 und A2, B1 und B2, C1 und C2 sowie D1 und D2 aufgeteilt.

Ursachen einer HD

Die Entstehung einer Hüftgelenksdysplasie ist multifaktoriell bedingt. So können genetische Komponenten, eine fehlerhafte Ernährung und auch eine Überlastung des Bewegungsapparates die Entstehung der Erkrankung begünstigen.

Bei vielen großen und mittelgrossen Hunderassen, wie eben auch dem Deutschen Boxer, treten Gelenkerkrankungen erbbedingt auf. Diese Veranlagung taucht in einigen Zuchtlinien auf, sodass eine Weitervererbung stattfinden kann.
Eine weitere Ursache sind bestimmte Bewegungsabläufe wie Treppensteigen oder Springen, die zu einer Überdehnung oder Stauchung der Gelenke bis hin zu Rissen im sensiblen Knorpelgewebe führen können. Je häufiger der Hund diesen Bewegungsabläufen ausgesetzt ist, desto schneller verschleißt die Hüfte. Bei jungen Hunden kann eine frühe Überlastung der Gelenke zu Schäden führen.

Auch die Ernährung kann Einfluss auf den Krankheitsverlauf nehmen. So tritt ein weiterer Risikofaktor im Welpenalter auf, wenn sich das Skelett unproportional zum Gewicht entwickelt. Dieser Fall tritt häufig beim herkömmlichen Standardfutter auf, da die Energieversorgung nicht auf den individuellen Bedarf abgestimmt wird. Der Boxerwelpe wächst zu schnell heran, Fehlentwicklungen des Skeletts sind die Folge. Welpen und Junghunde haben besondere Ansprüche an ihre Ernährung. So ist der Bedarf an Calcium und Phosphor in der Entwicklungsphase erhöht. Auch kommt es auf ein adäquates Calcium-Phosphor Verhältnis an. Bei einer Unterversorgung mit beiden Mineralien entstehen weiche und instabile Knochen. Bei kommerziellen Futterarten tritt häufig eine gegensätzliche Situation auf, sprich eine Mineralien-Überdosierung. Auch die Zugabe von calciumreichem Zusatzfutter in Form von Knochen oder speziellen Tabletten führt dazu, dass der Welpe mehr Calcium und Phosphor aufnimmt als er benötigt. So kommt es zu einer übermäßigen Einlagerung beider Mineralstoffe und infolgedessen zu spröden Knochen. Im Erwachsenen- und Senioralter können überschüssige Pfunde die Gelenke zusätzlich belasten.

Symptome einer HD

Eine Hüftgelenksdysplasie äußert sich aufgrund der Schmerzen in den Gelenken durch eine zunehmende Bewegungseinschränkung. Betroffene Hunde weisen einen instabilen Gang auf und haben Schwierigkeiten beim Aufstehen und Hinlegen. Durch die Verminderung der Hüftbewegung, schwingt der Hund verstärkt sein Becken, um die Hüfte zu schonen. Bei einem schnelleren Gang, neigt der Hund zum Hüpfen. Auch eine Berührungsempfindlichkeit an den Gelenken ist häufig zu beobachten. Die Versteifung der Gelenke führt zu einer verminderten Lauffähigkeit, was die Aktivität des Hundes einschränkt. Bei Spaziergängen ist das Tier oftmals demotiviert, bleibt zwischendurch stehen und setzt sich häufig hin. Weitere Symptome können Knirschen und Knacken der Gelenke sein.
Beim erwachsenen Boxer kommt es insbesondere in den Morgenstunden nach dem Aufstehen zu Schmerzen. Dies äußert sich durch ein temporäres Entlasten des betroffenen Beines. Erst nach dem Einlaufen gehen die Beschwerden zurück. Darüber hinaus können sich die Gelenkkapseln verdicken. Auch Verknöcherungen der Gelenkkapseln sind möglich. Vereinzelt zeigt der Hund eine dauerhafte Lahmheit der Hintergliedmaßen.

Wenn bei Ihrem Boxer die genannten Symptome auftreten, sollten Sie unbedingt den Tierarzt aufsuchen und eine eingehende Diagnostik durchführen lassen.
Bei einer frühzeitigen Diagnose kann das Voranschreiten der Erkrankung unterbunden bzw. hinausgezögert werden.

Diagnose

Die Hüftgelenksdysplasie wird röntgenologisch festgestellt. Der Boxer muss mindestens 1 Jahr alt sein und wird für diese Untersuchung in eine Kurznarkose versetzt.

Therapiemöglichkeiten

Bei Hüftgelenksdysplasie-Patienten werden häufig medikamentöse Behandlungen mit schmerzstillenden Mitteln, also Analgetika und entzündungshemmenden Präparaten (Antiphlogistika) eingesetzt. Im fortgeschrittenen Stadium kann eine Physiotherapie angewendet werden, um die Gelenke zu entlasten.
Auch sind operative Eingriffe möglich bzw. notwendig, die ich hier als Laie nicht beurteilen kann. Dazu gehört z.B die Totalendoprothese (TEP);
dabei wird der Oberschenkelkopf entfernt und durch ein metallisches Implantat ersetzt.
Die möglichen chirurgischen Therapiemethoden sind mit hohen Kosten verbunden und erfordern eine sehr lange Schonungsphase.

Wichtig ist, dass Sie wissen, dass es heute Möglichkeiten gibt die Symptome der HD zu bessern, sodass Ihr Boxer seine Aktivität und Lebensfreude zurück erhält.

Prävention einer HD

Damit sich die Hüftgelenksdysplasie nicht weiter vererbt, werden von den Züchtern präventive Maßnahmen ergriffen. So werden vorbelastete Hunde von der Zucht ausgeschlossen und nur mit Hunden gezüchtet, die HD-frei (A) , oder HD-Grenzfall (B) sind.
Alle Boxer die zur Zucht zugelassen werden sollen, Rüde oder Hündin, müssen mit 1 Jahr auf HD geröntgt werden. Die digitalen Röntgenbilder vom Tierarzt werden an den HD-und Sponylose Gutachter vom BK-München geschickt und dort ausgewertet. Auf der website des BK München (www.bk-muenchen.de) werden über HD, Spodylose, und Herz Statistiken geführt, die jeder einsehen kann.

Dank der vor 15 Jahren vom Boxer-Klub München eingeführten Strategie der Zuchtwertschätzung HD, ist der Anteil der Boxer mit HD gesunken
und der Anteil der HD-freien Tiere stetig gestiegen.

Betrachtet man z.B. die HD-Klassen HD-A und HD-B als symptomfreie Hunde, so wurden in den Geburtsjahren 2011-2013 nahezu 90% der untersuchten Boxer als klinisch unbedenklich begutachtet (HD-A und HD-B). Parallel dazu steigt der Anteil der besten Hüften (HD-A 1) ebenfalls an.
(Quelle: Boxer Blätter 9, 2015)